Rede Aktionstag „NEIN zu Gewalt gegen Frauen“ 25.11.2015

Rede zur Gedenkveranstaltung - Landtag Brandenburg

Mit dem heutigen Aktionstag ‚NEIN zu Gewalt an Frauen‘ wird weltweit auf das Thema aufmerksam gemacht und ich bin dankbar, dass wir im zweiten Jahr auch unser gemeinsames Zeichen mit dem Hissen der Flagge wieder vor dem Landtag setzen können.


-    Es gilt das gesprochen Wort –


Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Frau Ministerin Golze,
sehr geehrte Damen und Herren,

die Konfrontation mit den verschiedensten Formen von Gewalt gehört für viele Frauen und Mädchen weltweit zur täglichen Realität. Und gerade Umgebungen, in denen vermeintlich Geborgenheit, Sicherheit herrscht, sind oft die Orte an denen Mädchen und Frauen zum ersten Mal Gewalt erfahren. Ob auf dem Schulhof, im Ferienlager oder dem eigenem eigentlich vertrautem Zuhause.

Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte hat im März 2014 in einer europaweit ausgelegten Studie zur Gewalt gegen Frauen erschreckende Daten veröffentlicht. 42 000 Frauen in 28 EU-Staaten wurden dazu befragt.
Im europäischen Durchschnitt hat jede dritte Frau körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. In Deutschland sind sogar 35 Prozent der Frauen von Gewalt betroffen.
Es ist deshalb weiterhin notwendig gegen Gewalt zu sensibilisieren, das Thema nicht zu verschweigen und über Hilfsangebote zu informieren.

Mit dem heutigen Aktionstag ‚NEIN zu Gewalt an Frauen‘ wird weltweit auf das Thema aufmerksam gemacht und ich bin dankbar, dass wir im zweiten Jahr auch unser gemeinsames Zeichen mit dem Hissen der Flagge wieder vor dem Landtag setzen können. Gemeinsam mit Vertretern der Landesregierung, dem Landtag, dem Frauenpolitischen Rat und allen heute hier anwesenden Unterstützern. Ich freue mich heute im Namen der frauenpolitischen Sprecherinnen der Fraktionen das Wort zu erhalten.

Das Thema Gewalt gegen Frauen ist akuter denn je und oft trauen sich die Betroffenen nicht, häusliche Gewalt anzuzeigen, versuchen viel eher, das Erlebte zu verdrängen.
Das gilt für deutsche Frauen genauso wie für geflüchtete Frauen, die zu uns kommen. Zum Teil liegt es auch daran, dass Gewalt gegen Frauen in einigen Herkunftsländern noch nicht geahndet wird. Nicht nur in der Heimat oder auf der Flucht, auch in den Flüchtlingsunterkünften in Deutschland erleben Frauen sexualisierte Gewalt. Die besondere Schutzbedürftigkeit der geflüchteten Frauen muss unsere ganze Beachtung finden, der spezielle Betreuungsbedarf berücksichtigt werden.

Sehr geehrte Damen und Herren,

jegliche Gewalt an Frauen darf nicht verschwiegen werden. Zum heutigen Aktionstag wollen wir allen betroffenen Frauen auch Mut machen, ihr Schweigen zu brechen, Hilfe und Unterstützung anzunehmen.
Dieser Tag ist aber auch ein Weckruf an alle, nicht wegzuschauen und Zivilcourage zu zeigen, wenn einem Mädchen oder einer Frau Gewalt angetan wird.

Schaut man sich die weiteren Untersuchungen im Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte an, erschrecken die Zahlen und Formen der Gewalt an Mädchen und Frauen. (Eine von 20 Frauen (5 %) ist seit ihrem 15. Lebensjahr vergewaltigt worden, 33 % der Frauen haben in der Kindheit körperliche oder sexuelle Gewalt durch eine/n Erwachsenen erfahren; 18 % der Frauen haben seit dem 15. Lebensjahr Stalking erlebt.) Ob Schläge, ob Vergewaltigungen oder auch psychische Gewalt durch Erniedrigungen oder Stalking, der Anteil der Befragten, der dies erlebt hat, ist hoch, viel zu hoch.

Der heutige Tag ist auch Appell an alle Ebenen der Politik, die Bemühungen zum Schutz von Frauen vor Gewalt zu intensivieren. Die heute hier versammelten Vertreter unterstreichen dies mit dem gemeinsamen Hissen der Flagge. Den symbolischen Akt setzen wir damit um, es soll uns aber auch Handlungsauftrag in der täglichen Arbeit für die Rechte der Frauen sein.

Dankeschön